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Wenn wir den Krieg beenden wollen? - V. M. Basheer (übersetzt von Malayalam ins Deutsche)

“Wenn wir den Krieg beenden wollen!” – mit zusammengebissenen Zähnen, den linken Mundwinkel verziehend und dadurch einen “sch” Laut von sich gebend, mit Vergnügen sein Ekzem kratzend, in einen Liegestuhl zurückgelehnt, der Tiefnachdenkende, der Starke, der Jähzornige, jener berühmte Literat, stellte dem zu Besuch gekommenen jungen Journalisten als Erwiderung eine Gegenfrage:

“Meinst du, dass ich etwas tun soll, um den Krieg zu beenden?”

“Es ist nicht, dass Sie etwas machen müssen,” stellte der Journalist klar, “Wir würden gerne Ihre Meinung dazu hören. Was sollten die Menschen tun, damit der Krieg ein für alle Mal endet?” 

“Nichts! Es genügt, wenn du einfach von hier weggehst: Dummkopf!”

“Sie müssen etwas dazu sagen. Die Welt ist in große Schwierigkeiten geraten. Große Schäden werden heutzutage angerichtet. Das alles muss aufhören. Ruhe und Frieden müssen in die Welt einkehren. In dieser Hinsicht wird nach Ihrem hochgeschätzten Rat gefragt. Wenn wir den Krieg beenden wollen…? 

“Du Narr, Schwachkopf, hat denn der Krieg begonnen, nachdem man mich um Erlaubnis gebeten hatte? Gibt's Kriege nicht seit undenkbaren Zeiten? Sobald dieser jetzt zu Ende ist, beginnt gleich ein anderer. Wenn auf der Erdkugel nur noch zwei Menschen übrigbleiben würden, würden sie miteinander kämpfen. Wenn danach nur einer bleiben würde, gäbe es einen Kampf zwischen seiner rechten und seiner linken Hand. Am Ende verstirbt auch der. Und dann erst herrscht Ruhe. Nun geh weg!”

“Aijo, das genügt nicht! Es darf keinen Krieg mehr geben! Wenn man den Krieg für immer beenden will… ?”

“Geh doch und frage die anderen blödsinnigen Denker; belästige mich doch nicht!”

“Die anderen haben wir bereits gefragt,” sagte der Journalist verlegen, “Ihre Wut kennen wir ja alle schon. Es ist nur, dass Sie als Letzter an der Reihe waren. Dass Ihre Meinung wertvoller ist als die der anderen, wissen wir ja.” 

“Was haben denn die anderen gesagt? Wie kann man den Krieg beenden?”

“Die Welt muss sich zum Zoroastrismus bekennen, die Welt muss sich zum Konfuzianismus bekennen, die Welt muss der Flötenmusik Krishnas lauschen, die Welt muss dem Buddhismus folgen, die Welt muss Jesus folgen, die Welt muss an Muhammad glauben, die Welt muss an Guru Nanak.... und viel solches.”

“Ach, ist das alles?” Jener Jähzornige fragte, sein Ekzem heftig kratzend, “Hat die andere Gruppe nichts gesagt?”

“Doch. Um den Krieg zu beenden, müsste die Welt den Kommunismus annehmen; so lautet eine Meinung. Andere sagen, Anarchismus müsste angenommen werden. Noch ein anderer Denker meinte, der Faschismus müsste kommen. Einer anderen Auffassung war noch einer, der die Gewaltlosigkeitslehre predigte. Was sagen Sie dazu; wenn wir den Krieg beenden wollen... ?”

“Du musst damit einverstanden sein, dass ich der größte Prophet dieses Zeitalters bin!”

“Ich bin einverstanden. Und was ist mit dem Rest der Welt... ?”

“Du musst auch den Rest der Welt davon überzeugen. Lass es in deiner Zeitung abdrucken! Verkünde, dass du mein erster Anhänger bist!”

“Aber haben Sie eine Vision empfangen? Eine Erleuchtung?”

“Jawohl, Tölpel!” Damit wandte er seine Augen mit einem verächtlichen Lächeln ab und, von “Krrkrr” Geräuschen begleitet, setzte dann vergnügt das Kratzen seines Ekzems fort. 
Ihn in solch einer Haltung beobachtend, kam es dem Journalisten so vor, als hätte der Kratzende die Welt vergessen. Der Journalist bewegte sich etwas. Jener Jähzornige drehte sich um und sprach:

“Was denn, Blödian! Bist du noch nicht weg?”

“Nein. Sie haben jene Auskunft nicht gegeben. Wenn wir den Krieg beenden wollen… ? "

“Du kennst wahrscheinlich das Geheimnis, dass man seine Frau und Kinder schlagen sollte. Ach, ich habe meine Frau und Kinder seit anderthalb Jahren nicht geschlagen. Ich vergesse es... diese Amnesie!”

“Was! Sie meinen, Vergesslichkeit hat Sie in diesen vergangenen eineinhalb Jahren belästigt?”

“Trottel! Nein, Freude! Freude!”

“Ich verstehe nicht!”

“Hör mal zu: Habe ich in den letzten eineinhalb Jahren irgendwelche Journalisten, Kritiker oder Publizisten verprügelt?”

“Nein!”

“Habe ich in diesen anderthalb Jahren ein neues Buch veröffentlicht?”

“Nein!”

“Ist in diesen anderthalb Jahren etwa eine polizeiliche Anzeige gegen mich erstattet worden?”

“Ist mir unbekannt!”

“Warum? Du Trottel, warum?”

“Ich weiß es nicht.”

“Wieso findest du das nicht heraus? Bin ich denn keine "Neuigkeit" für dich?

“Doch. Das ist ein Fehler vonseiten meiner Zeitung. Das müssen Sie uns verzeihen. Wenn wir den Krieg beenden wollen?”

“Geh doch und bete!”

“Aijo, das tun die Menschen seit vielen Jahren. Es hat gar nichts genützt. Ihre Weisheit müssen Sie uns zu hören geben; wenn wir den Krieg beenden wollen?"

“Hat Augen, doch sieht nichts. Hat Ohren, doch hört nichts... Trottel! Der größte Trottel! Verschwinde!”

“Aijo, das ist nicht genug! Jene Weisheit müssen Sie erteilen! Wenn wir den Krieg beenden wollen?”

“Wem schadet es, wenn der Krieg kein Ende nimmt? Wird jetzt deine Zeitung weniger verbreitet?” 

“Nein.”

“Werden meine Bücher weniger verbreitet?”

“Nein.”

“So, dann kannst du nun gehen!”

“Aijo, aber Sie müssen irgendetwas lehren. In Ihnen ist die Ruhe und der Friede dieser großen Welt für immer verankert. Wenn wir den Krieg beenden wollen?”

“Wenn wir den Krieg beenden wollen!” Jener berühmte und ausgezeichnete Schriftsteller, mit einem “Krrkrr” kratzend und scheuernd und reibend hochvergnügt an seinem Ekzem, verkündete dann: 

“Dann müssen alle nationalen Führer, alle Politiker und Minister, alle Denker, alle Polizisten, Richter, Anwälte, Redakteur, Lehrenden, alle Soldaten– jeder einzelne Mensch in dieser Welt– genauso wie bei mir, von solch einem brennenden, juckenden und herrlichen Ekzem befallen werden!”




Geschrieben von Vaikkom Muhammad Basheer. ("Yuddham avasanikkanamenkil?")

Übersetzt von Malayalam ins Deutsche von Srikant Elassery.

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